Kaffee ist fast noch enger mit unserem Alltag verbunden wie unser täglich Brot. Denn während der Brotkonsum abnehmend ist, kann man das vom Kaffeekonsum nicht behaupten. Dabei wissen wir kaum etwas über die Geschichte und die Hintergründe der braun gerösteten Samen.
Wie bei vielen Lebensmitteln liegen auch die Anfänge des Kaffeegenusses etwas im Dunkeln. Sicher ist, dass der erste Kaffee im frühen Mittelalter im Raum Äthiopien angebaut und getrunken wurde. Von dort fand er einige hundert Jahre später als Handelsgut in die arabischen Länder. Die erste Exportroute führte über das Horn von Afrika in die muslimische Welt. Noch heute trägt eine Hafenstadt in Jemen den Namen Mocha, was auf diese Geschichte verweist.
Türkentrank für Europa
Im 16. Jahrhundert entstanden in Istanbul die ersten Schankstellen für Kaffee. Als die Türken Ende des 17. Jahrhunderts nach ihrem Westfeldzug Wien verlassen mussten, liessen sie einige Säcke Kaffee zurück.
Da in dieser Zeit in einigen europäischen Hafenstädten bereits erste Kaffeehäuser am Entstehen waren, fanden die zurückgelassenen Bohnen in Wien ein interessiertes Publikum.
Mittlerweile waren die Seehandelswege und die Schiffe so gut, dass der Kaffee gute Chancen hatte, auch längere Transportwege trocken zu überstehen. Neben dem Gewürzhandel eröffnete sich mit der Möglichkeit, Kaffee zu importieren, ein riesiger Markt.
Neue Kolonialware mit Potential
Die Holländer nahmen in dieser Zeit auf ihren Fahrten nach Java und Sumatra einige Kaffeepflanzen mit und begannen auch in ihren Kolonien Kaffee anzubauen.
Kaffee weckt die Sinne und steigert die Arbeitsfähigkeit, darum fand er nicht nur in Adelskreisen, sondern bald auch im Bürgertum und später auch in der Arbeiterschaft eine grosse Anhängerschaft. Auch die Obrigkeit erkannte rasch, dass man mit den Bohnen Geld verdienen konnte. So errichtete beispielsweise Friedrich der Grosse von Preussen 1766 ein Staatsmonopol auf der Kaffeeeinfuhr. Ausserdem wurden allenthalben Steuern erhoben auf dem braunen Muntermacher.
Kaffee als Fakeprodukt, Hauptsache braun
Kaffeebohnen wurden bald so erschwinglich, dass im 19. Jahrhundert auch ärmere Leute begannen, Kaffee zu trinken. Allerdings stiegen in Krisenzeiten jeweils die Preise und die Lieferungen konnten nicht immer mit der Nachfrage mithalten, was bereits früh dazu führte, dass man ihn mit allerhand Zusätzen streckte. Bekannt ist die Zugabe von Zichorie, die bekannt ist unter dem Namen "Gemeine Wegwarte" oder Wurzelzichorie. Gestreckt wurde der Kaffee auch mit Malz (Malzkaffee). Die Streckung des Kaffees wurde vielerorts so populär, dass viele KaffeetrinkerInnen auch in guten Zeiten noch nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Kaffee mit Zichorie streckten oder gar Malzkaffee tranken.
Im Volksmund wird gestreckter Kaffee Muckefuck genannt. Die Bezeichnung kommt wahrscheinlich aus dem Französischen als Ableitung von Mocca faux.
Vom Massenprodukt zu sortenreinen Edelkaffees
Kaffee wird seit langem als Massenprodukt gehandelt. Noch heute teilen sich die zehn grössten Kaffeefirmen fast 90% des Weltkaffeemarktes unter sich auf. Seit einigen Jahren ist jedoch ein Trend hin zu sortenreinem Manufakturkaffee zu verzeichnen. Nicht nur auf die Qualität der Bohnen, sondern auch auf die Art der Zubereitung wird viel Wert gelegt. Heute sind deshalb Barista-Kurse besonders populär. Man kann sich bei CafetierSuisse sogar zum Kaffee-Sommelier ausbilden lassen.
Vom Anbau unter Bäumen zur Monokultur und zurück
Traditionell wurde Kaffee unter Bäumen angebaut. Die wasserliebende Pflanze gedeiht unter schattenspendenden Bäumen prächtig und verlangt zwar viel Pflege, aber wenig chemische Spritzmittel. Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft und unter dem Druck der grossen Kaffeefirmen stellten viele Kaffeebauern jedoch um auf ertragreichere Monokulturen. Nach dem Wegfall der Bäume stieg nicht nur der Wasserbedarf und die Gefahr der Bodenerosion, auch die Schädlinge vermehrten sich prächtig. In Monokulturen muss deshalb mit einem erheblichen Spritzmitteleinsatz gerechnet werden.
Im Zuge der gestiegenen Nachfrage nach sortenreinem Edelkaffee und nach Biokaffee steigen jetzt einige Bauern wieder auf den traditionellen Anbau um.
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