Die Diplomatengattin Julia Child lebt mit ihrem Mann kurz nach dem 2. Weltkrieg in Paris. Sie liebt französisches Essen, da kommt ihr plötzlich eine Idee...
Die Amerikanerin entscheidet sich, an der renommierten Kochschule Cordon Bleu eine Kochausbildung zu machen und dort die Techniken hinter den von ihr so geliebten Gaumenfreuden zu erlernen.
Danach gründet sie mit zwei Freundinnen eine eigene Kochschule in Paris mit dem schönen Namen L'Ecole des Trois Gourmandes, mit ihnen kocht sie unzählige klassisch französische Rezepte nach, bis sie ihr "perfekt" erscheinen, dann planen die drei unter Julia Childs Federführung ein ambitioniertes Kochbuch für den Amerikanischen Markt. Die Vorarbeiten dazu dauern fast zehn Jahre lang.
Daraus entsteht der Kochbuchklassiker: "Mastering the Art of French Cooking." Der in den Fünfziger Jahren in zwei Bänden publiziert wurde und heute wieder erhältlich ist.
The French Chef, die erste Fernsehköchin der Welt
Auf flimmernden Schwarz-Weiss Fernsehern wird in Amerika 1962 die erste Kochsendung der Welt lanciert. Die Kalifornierin Julia Child amtet darin als The French Chef und wird dadurch zu einer amerikanischen Berühmtheit. Sie ist burschikos, voller Humor und überragt mit ihrer enormen Körpergrösse jeden Studiogast. Sie scheut sich auch nicht, Fehler zu machen vor der Kamera, die sie dann mit einem flapsigen Spruch vor den Augen der Zuschauerinnen wieder behebt.
Legendär ist ihr Boeuf Bourgignon. Selbst wenn man nicht im Traum daran denkt, ein derart aufwändiges Gericht selbst zu kochen, lohnt es sich, die Sendung dazu nochmals anzusehen.
Wie sie in ihrer Küche steht und die Lebensmittel fachmännisch erklärt, damit ihre Schülerinnen verstehen, dass es nicht nur auf die Köchin, sondern in erster Linie auf die Zutaten ankommt, ist avantgardistisch. Julia Child ist meilenweit von einem Frauenbild entfernt, wie es den Amerikanerinnen durch Doris Day damals näher gebracht wurde. Julia Child ist keine blondierte Superfrau, sondern ein Unikum in meist grob gemusterter Bluse, die sich in ihrer viel zu kleinen Küche liebevoll um Lebensmittel kümmert, um sie dann fachmännisch und mit einfachen Erklärungen in wohlschmeckende Gerichte zu verwandeln.
Im nebenstehenden Bild hält sie einen Truthahn, also das Sinnbild für amerikanisches Essen, dass die tote Kreatur fast wieder zum Leben erwacht. Sie steht nicht nur mit beiden Beinen im prallen Leben, sie greift danach in einer selbstverständlichen und unerschrockenen Art, die heute noch eindrücklich ist. Julia Child bringt es fertig, dass man nach drei Minuten ihrer Kochsendung vergisst, dass alles nur Schwarz-Weiss ist, sondern die Farbe der Sauce des Boeuf Bourgignon zu sehen beginnt und glaubt, den Duft des Schmorgerichts sogar riechen zu können. Hier der Link zur berühmten Sendung dazu: Bon Appétit!
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